Jüdisches Lehrhaus Göttingen Gal-Ed Jahresfeste Rezension

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Efrat Gal-Ed

Das Buch der jüdischen Jahresfeste

Insel-Verlag, Frankfurt am Main 2001

aki. Bemerkenswert ist schon das Vorhaben, in deutscher Sprache eine neue Darstellung der jüdischen Jahresfeste vorzulegen, bemerkenswerter noch das Ergebnis: Der Malerin, Autorin und Übersetzerin Efrat Gal-Ed ist zweifellos ein Standardwerk gelungen. Überzeugend ist der Zugang zu diesem wohl klassischsten Gegenstand jüdischer Kultur: Efrat Gal-Ed geht es nicht einfach um eine handbuchgerechte Aufarbeitung des üblichen Wissens. Sie stellt vielmehr die fruchtbare Frage nach der «geschichtlichen Verwandlung der Feste und ihrer Bedeutung als Verkörperung von heiliger Zeit». Auf verschiedenen Ebenen erweist sich Zeit als die entscheidende Kategorie der jüdischen Jahresfeste. Nicht nur sind sie Marksteine kalendarischer Zeiteinteilung, sondern auch metaphysische Verdichtungen von Zeiterfahrung, sei es in einer Erinnerungsfunktion (wenn etwa an Passah der Auszug aus Ägypten förmlich nachgelebt wird), sei es in einer Erlösungsfunktion (wenn etwa Jom Kippur und Rosch ha-Schanah, Versöhnungstag und Neujahrsfest, in einer Art jährlichem Gericht Sühne und Umkehr anstreben). Efrat Gal-Ed macht die jüdischen Jahresfeste als praktische wie theologische Interpretationen der Zeit verständlich. Zugleich aber stellt sie die Jahresfeste ihrerseits in ein historisches Licht. Tatsächlich handelt es sich bei ihnen nicht um statische Modelle eines fixen religiösen Kanons. ImZuge ihres Gebrauchs unterliegen die Feste vielmehr ihrerseits einer permanenten «geschichtlichen Verwandlung». Dabei geht es weniger um eine Rekonstruktion der Ursprünge, die vielfach «im Dunkel» liegen, sondern vielmehr um die Dokumentation des mitunter jahrtausendelangen Umdeutungsprozesses, im Zuge dessen sich um einen «religiös-historischen Kern eine reiche folkloristische Tradition» mit Legenden, Liedern und auch besondern Gerichten entwickelte. Sicher und überlegen kenntnisreich dokumentiert Efrat Gal- Ed diesen Prozess religiöser und liturgischer Praxis an zahlreichen Quellen. Wie die vielen Namenund Begriffe aus der jüdischen religiösen Tradition werden auch sie dem weniger kundigen Leser durch ein ausführliches Glossar - eine kleines Lexikon im Buch - und ein Register leicht erschliessbar. - Neue Züricher Zeitung vom 18. August 2001


'Die Feiertage verkörperte vor allem die Mutter.' Vermutlich könnten viele diese Eröffnung erinnerungsschwelgend bestätigen - ganz gleich, welcher Religionsgemeinschaft sie angehören. Bei der Malerin, Autorin und Übersetzerin Elfrat El-Gad bildet diese Eröffnung den Auftakt für 'Das Buch der jüdischen Jahresfeste'. Daß ihre persönlichen Erinnerungen jedoch lediglich Anstoß und keineswegs die einzige Quelle ihrer umfangreichen wie kompetenten Darstellung jüdischer Feste ist, zeigen am Ende des Vorwortes ihre Dankesbezeugungen sowie die Quellennachweise in einem Anhang, der fast die Hälfte des Buches ausmacht. Dieser Anhang kommentiert zudem die zahlreichen, zum Teil farbigen Abbildungen, erläutert in den Anmerkungen zum Haupttext die maßgeblichen Begriffe und Personen und schließt mit einem zweiteiligen Register, einmal zum Suchen in diesem Buch, das andere zum Nachschlagen in den aufgeführten Originalquellen. Derart eingebettet, beginnt der Hauptteil mit einer umfassenden Erläuterung der Herausbildung des Festkalenders in seinen Anfängen und der Jetztzeit. Dem schließen sich dann die im Einzelnen behandelten neun Feste an, beginnend mit Pessach, endend mit dem Purimfest. Wer es ganz genau wissen will, kann sich hier mit viel Gewinn und Vergnügen von vorne nach hinten 'durcharbeiten'. Dank des Registers und der klaren Kapiteleinteilung läßt es sich aber auch vorzüglich als hilfreiches Nachschlagewerk nutzen. In einer Zeit, die zuweilen meint, das Rad neu erfinden zu müssen, weil es alte Sinn- und Traditionszusammenhänge leichtfertig über Bord geworfen hat, eröffnet dieses Werk einen womöglich heilsamen, gewiß aber verständnisfördernden Blick auf Geschichte und Geschichten einer vielschichtigen Religionsgemeinschaft, die immerhin auch das Fundament für zwei weitere traditionsreiche Schriftreligionen bildete. Dem trotz seiner Gewissenhaftigkeit durchaus eingängigen Buch eine große Leserschaft - nicht nur in den entsprechenden Studiendisziplinen - zu wünschen, wäre zu wenig: Ehre auch dem, der die Autorin selbst hierfür mit wohldotierten Ehrungen auszeichnet! - Ulrich Karger

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