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Jüdisches Lehrhaus Göttingen e.V.

 




 

Dezember 2007

 

Sonntag, der 9. Dezember 2007

"Chanukkah Feier"
Veranstaltung mit der Jüdischen Kultusgemeinde Göttingen

Wie schon in den letzten Jahren fand am 9. Dezember unsere Chanukkahfeier im Restaurnat von Arbeit und Leben gemeinsam mit der Jüdischen Kultusgemeinde statt.
Mein Mann Hazy war mit einigen Gemeindemitgliedern schon ab 14:00 Uhr am Zubereiten von Berliner (Sufganiot) und Kartoffelpuffer (Latkes). Hiltrud Hadassa Geburek hat, wie letztes Jahr geschmackvoll die Tische dekoriert und der Geruch von Fettgebackenem verbreitete eine Chanukkah Atmosphäre. An 6 verschieden großen Tischen fanden über 35 Gäste Platz.
Nachdem Frau Tichauer Moritz die Gäste begrüßte, wurden die Chanukkiot (3 Leuchter) mit je einem Diener (Schamasch)angezüdet. Es war der 6. Tag Chanukkah und daher jeweils 6 Kerzen. Die zwei Segenssprüche wurden gesprochen und Maos Zur gesungen.
Ich erzählte etwas zu der Geschicht des Hanukka - über die Griechen und die Hasmonaäer, den Hohepriester Mattatias und seine 5 Söhne, die Entweihung des Tempels und die Wiedereinweihung, zu dem auch das Ölwunder gehört. Es wurde über das Dreidel (Ssewiwon) berichtet mit dem man spielte um nicht aufzufallen, etwas über Hillel und Schamai erzählt, die unterschiedliche Auffassungen hatten die Reihenfolge der Kerzen. Schließlich las ich noch die Geschichte von Jehudith und Holofernes vor, und erzählte, dass man den mutigen Frauen zu Ehren keine Arbeit verrichten solle solange die Lichter brennen. Anschließend gab es zur Vertiefung ein Hanukkahquiz.
Jetzt kamen auch die Berliner (teilweise etwas schwarz) und leckere Latkes auf den Tisch. Mit Kaffee, Saft, Kuchen und Kerzenlicht ging es zum gemütlichen Teil über. Ganz spontan meldete sich eine Ältere Dame und ließ uns an einem Erlebnis aus dem Jahre 1962 teilnehmen. Sie war damals in Israel und hatte die Gelegenheit Weihnachten und Chanukkah dort zu feiern, mit den kleinen Schwierigkeiten der damaligen Zeit.
Jetzt wurde der Bimer aufgebaut und eine besondere Überraschung gezeigt. Ein Hanukkah Lied auf Ladino (Spanisch der Juden vor der Vertreibung aus Spanien) zum Mitsingen. Alle standen auf, es wurde gesungen, geklatscht und sogar getanzt. Eine weitere lustige gesungene Hanukkah Geschichte von Raw Nachman und Hanna Selda in Armeekleidung wurde auf der Leinwand vorgeführt und dabei wurde wieder viel gelacht. Die Auslosung des Chanukkah Quizes ging demokratisch von statten und es gewann zum zweiten Mal in Folge ein Mädchen namens Ruth aus Göttingen, diesmal ein Adressbüchlein mit hebräischen Buchstaben beschmückt.
Zum Schluss bat man um noch mehr Hanukkah Lieder und ich muss sagen, man merkt, dass die Melodien nicht mehr fremd sind.
Besonders möchte ich vermerken, dass sehr viele Jugendliche anwesend waren, und dass zum Schluss wirklich alle Hand mit angelegt haben um den Aufwasch zu tätigen und alles wieder in Ordnung zu bringen. Es war eine rundherum angenehme Feier.

Chag Ssameach bis zum nächsten Jahr
Petra Hangaly

 




 

November 2007

 

Samstag, der 10. November 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Exil"
Veranstaltung mit Kantor Francois Lilienfeld

Die LANGE NACHT DER ERINNERUNG fand in diesem Jahr an einem Samstagabend statt, da der 9. November auf EREV SCHABBAT fiel.

Am Abend des 10.November 2007 ab 19°° wurde unter Anleitung des Kantors Francois Lilienfeld die 'Lange Nacht der Erinnerung' begangen, die in der Hauptsache Überlegungen zum Thema Exil gewidmet war. Da der 9. November auf einen Schabbat fiel, wurde die Nacht des darauffolgenden 10. November gewählt.
Es hatten sich ca.15 Teilnehmer eingefunden. Für diejenigen, die es nicht wussten, wurde die Stellung des Kantors in der jüdischen Gemeinde erklärt: er singt die liturgischen Texte und leitet die Gottesdienste. In der evangelischen Kirche ist der Kantor der Organist und Chorleiter.
Auch die Hawdalah wurde erklärt. Sie ist das Gebet am Ende des Schabbat, ist ein Gebet zur Trennung des Heiligen von dem Alltäglichen. Das Schabbat-Ende wird mit einem Schluck Wein besiegelt, dann wird eine Kerze angezündet, möglichst von einem Kind, bei uns war es eine anwesende junge Frau. Es wird an Gewürzen gerochen um noch einmal an die Segnungen des Schabbat zuerinnern, das Gebet wird verlesen und danach wird das Licht mit Wein gelöscht.
Die Gedanken zum Thema Exil.
Eingeleitet wurde der Abend mit einem Zitat von Carl Zuckmayer,Aufbau, 20. März 1942: 'So schlagt den Mantel um die Schulter und zögert nicht, weiterzugehen in der Nacht.'
Exil, die Erfahrung eines Lebens in einer anderen als der angestammten Umgebung, trifft so gut wie jedes Volk auf der Erde, fast kein Volk ist ausgenommen von der Exilerfahrung. Die Gründe dafür sind vielfältig: Hungersnot, Arbeitslosigkeit zum Beispiel bewirkten die Auswanderung der Iren nach Amerika. Weitere Gründe auszuwandern: Naturkatastrophen, Politische Verfolgung, Kriegerische Auseinandersetzungen. Es wurden in diesem Zusammenhang kurz die wichtigen Begriffe geklärt:
1. Emigration: Verlassen des Landes.
2. Immigration: Einwanderung in ein Land um dort zu bleiben.
3. Verschleppung: Es wird den Betroffenen keine andere Wahl gelassen.
Unser Interesse galt besonders den Erfahrungen des jüdischen Volkes, alle Formen des Exils sind bei ihm mehrfach vertreten. Jaakob flüchtete vor einer Hungersnot nach Ägypten zum Beispiel. Das berühmteste Exil in der alten Geschichte ist das babylonische Exil von 585 - 537 vor unserer Zeitrechnung. Nebukadnezar hat Jerusalem erobert und den Großteil der Juden, bis auf wenige Landarbeiter, verschleppt. Es war so, dass die Region dann entvölkert blieb, so dass die Judäer, als sie zurückkamen, wieder aufbauen konnten. Das Exil in Babylon hatte verschiedene, durchaus positive Auswirkungen. Trotz der strengen Gesetze Nebukadnezars erlebten die Juden in Babylon Selbstbesinnung und Konzentration als Volks- und Religionsgemeinschaft. Es gab keinen Kontakt zu anderen Religionen. Eine wichtige Figur in diesem Zusammenhang war Isaias (2.). Als sie zurückdurften, waren die Juden als Gemeinschaft gestärkt und der Zusammenhalt gefestigt. Etliche von ihnen blieben in Babylon zurück und bildeten die 1. Diaspora.
Nach der Zerstörung des 2. Tempels, im Jahr 70 unserer Zeitrechnung, waren Exil und Diaspora ein Dauerzustand für das jüdische Volk. Es entstanden aber im Laufe der Jahrhunderte blühende Gemeinden und Kulturen, wenn auch oft unter Schwierigkeiten. Sie hörten nicht auf, sich auf Jerusalem zurückzubeziehen getreu dem Psalm 137, Buch der Preisungen: "Vergesse ich Jerusalem dein, meine Rechte vergesse den Griff" (nach Martin Buber, Jakob Heyner in Köln & Olten MCMLXII). Die jüdische Kultur im mitteralterlichen Spanien ist ein hervorragendes Beispiel für vielfältige Entwicklung jüdischer Lebensformen im Exil.Es entwickelte sich eines der großen Zentren der Thora in Spanien, bis 1492 dieser Situation ein Ende bereitet wurde, es blieb nur Tod oder Taufe, oder erneute Emigration. Die sefardischen Juden gingen meist nach Nordafrika aber auch nach Amsterdam, Antwerpen, Hamburg und gründeten dort neue Gemeinden.
Jüdisches Leben in New York liegt uns zeitlich näher.
Ab 1880 wurde die Situation für die Juden in Russland unerträglich und die idee, nach Amerika auszuwandern, verbreitete sich. Dort gab es keine Pogrome und vielfältige Arbeitsmöglichkeiten. In die jüdischen Zentren in New York kamen auch Dichter und Musiker, für die die neue Umgebung zahlreiche Anregungen bot. Man verfasste Gedichte nicht mehr über die russischen Weiten, sondern nahm das moderne städtische Leben zum Gegenstand, die Wolkenkratzer, den Verkehr auf den Straßen. Die Klezmorim hatten Kontakt zu Jazzmusikern, wie vorher zur Musik der Zigeuner. Es kam hinzu, dass in Amerika die Medien weiterentwickelt waren und alles Entstehende schnell publik und leichter verbreitet wurde, eine kulturelle Explosion war die Folge.
In Europa war ein großes Zentrum der Diaspora das Deutsche Reich, der deutsche Sprachraum und Deutschland nach 1871. Die Juden kamen mit den römischen Legionen im 4. Jahrhundert nach Worms, Speyer, Köln und entlang der römischen Besiedlung von Rhein und Donau. Im jüdischen Deutsch am Rhein sind deshalb sehr viele romanische Elemente erhalten.
Die Geschichte der Juden war bewegt, durchsetzt von ständigen Vertreibungen und Wiederansiedlungen. Sie waren eine Art Lebensversicherung für die Herrscher denn sie durften, was Christen nicht erlaubt war, Geld als Pfand ausleihen. Wenn ein Herrscher in ökonomische Bedrängnis geriet, konnte er die Juden vertreiben und bekam dabei leicht Unterstützung, denn ihr Geld und ihren Besitz mussten sie zurücklassen. Bleiben konnten sie nur unter zum Teil unterschiedlichen Regeln.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts breiteten sich die Ideen der Aufklärung, die Vorstellung von gleichen Rechten und gleichen Pflichten der Menschen, aus, auch die Juden beschäftigten diese Entwicklung, Friedrich II. von Preußen eher halbherzig, Joseph II. ging weiter als er. Seine Mutter Maria Theresia hasste Juden und Ihr Sohn Joseph reagierte darauf mit besonderem Engagement.
Die Emanzipation breitete sich mit von Ort zu Ort verschiedenen Folgen aus, teilweise immer wieder zurückgenommen. Eine treibende Kraft in Preußen war Moses Mendelson. Er wat für den Kontakt mit der Bevölkerung, für ein Herausgehen aus dem Ghetto, Kontakt mit Gleichgesinnten, ohne Aufgabe des eigenen Glaubens allerdings. Lessing war sein bester Freund, der mit ihm Gedanken entwickelte, wie er sie in seinem Stück "Natan der Weise" vertrat. Die Freunschaft zwischen essing und Mendelsohn hat viel dazu beigetragen, dass in der gebildeten Bevölkerung allmählich die Gedanken der Emanzipation aufgenommen wurden und auch die Juden sich zunehmend mehr als Deutsche fühlten.
Napoleon hat mit seiner Gesetzgebung die Emanzipation verbreitet, die nach ihm wieder zurückgenommen wurde. Geblieben aber war der Anstoß durch Napoleon und 1842 gab es ein erstes Gesetz zur Gleichstellung der Juden auf deutschen Boden.
An dieser Stelle wurden die Gedanken zur Entwicklung jüdischen Lebens durch eine musikalische Pause unterbrochen. Wir hörten den 1. Satz des f-moll-Quartetts von Ludwig van Beethoven, gespielt von dem Busch Quartett. Die Brüder Busch waren zu ihrer Zeit die bekanntesten Kammermusiker der Welt. Sie waren nicht jüdisch, emigrierten dennoch nach Dänemark und nach England. Die Aufnahme, die wir hörten stammt von 1932.
Es sollten Arbeitsgruppen gebildet werden nach folgenden Themen:
1. Thema
Wie baue ich im Exil eine Zeitung, eine Zeitschrift, einen Verlag auf?
Als Beispiel diente die Zeitschrift der ‚Orient', sie erschien vom 10. April 1942 - 1943, ein Jahr in Jerusalem. Sie war das Sprachrohr der sogenannten ‚Jeckes', der deutschen Juden. Es war für sie leichter gewesen, nach Palästina zu kommen, als in die USA. Sie warteten darauf, zurückzukehren und ihre Neugründungen waren durch die englische Militärregierung begrenzt. Also nahm man den Namen einer erloschenen Zeitung ‚Orient'. Die Gründer waren Wolfgang Jurau und Arnold Zweig (ein Kommunist), Mitarbeiter u.a. Herrmann Hesse. Die Zeitung sah sich nicht als Organ der Emigrantenliteratur, sie bestand auf ihrem Deutschtum. Deshalb wurde die Redaktion bedroht, sogar mit Bombenanschlägen. Der ‚Orient' wurde wiederveröffentlicht bei Gerstenberg in Hildesheim 1982.
Die Tageszeitung ‚Aufbau' dagegen wurde 1934 in New York gegründet als Heimat in der Fremde für deutsche Juden und Nichtjuden, die froh waren, eine deutsche Tageszeitung zu haben. Heute existiert der ‚Aufbau' noch als Monatszeitschrift und wird in Zürich verlegt. Die ‚Aufbau' war auch eine Möglichkeit für Literaten im Exil in deutscher Spravhe zu publizieren. Berthold Viertel war Mitarbeiter, auch Mascha Kaleko und viele andere.
Stefan Zweig sagt 1941: "ein Schriftsteller kann sein Land verlassen, aber nie seine Sprache."
2. Thema (30iger, 40iger Jahre)
Was für ein Problem erwarten Dichter, Schriftsteller, Schauspieler in den USA? Welche Rolle spielte dabei der Film?
An dieser Stelle gab es wieder eine Musikpause. Der Bass Alexander Kipnis sang in einer Aufnahme von 1938 (10, April). 1891 in Schintomir in der Ukraine geboren, war er seit 1931 amerikanischer Staatsbürger. Er arbeitet in Berlin und Wien solange es konnte und ging erst spät nach Amerika und starb dort 1978.
3. Thema
Wie erhalte ich meine Identität im Exil? Wie erhalte ich Volks-Religions-Klassenzugehörigkeit? Sollte man sich politisch betätigen? Wie ist das Verhältnis zur neuen Sprache und zur Muttersprache?
An dieser Stelle gab es wieder eine musikalische Pause: das Kol Nidrei von Arnold Schönber. Arnold Schönberg wurde in der Jugend getauft, ging aber in California zurück zum Judentum und auch musilalisch zurück zu hergebrachten Formen. Wir hörten eine Aufnahme, die von Pierre Boulez dirigiert und vom BBC Orchester gespielt wurde.

In zwei Arbeitsgruppen wurden hauptsächlich Gedanken zu Thema 3 und 4 entwickelt, vorgetragen, diskutiert und ergänzt. Die Eingliederung in der fremden Umgebung hängt sehr häufig von der Fähigkeit zum Spracherwerb ab. Es kam auch darauf an, in welches Land jemand ging und welcher Bedarf an Arbeitskräften dort herrschte. In Israel war ein großer Bedarf an Landarbeitern, diese Arbeit mussten u.U. auch ganz anders Ausgebildete leisten können.
Konflikte entstanden durch die unterschiedliche ökonomische Situation der Zuwanderer. Das Exil überbrückte nicht die Klassenunterschiede oder nur in Ausnahmen.
In der Schweiz, in England und Amerika wurde den Immigranten geholfen, aber: man suchte nicht den menschlichen Kontakt. Zu der Frage von Erhaltung der Identität in einem Land, gab es die Antwort, dass das Leben zwei Seiten entwickelte, eine private, häusliche und eine öffentliche im Zusammenhang mit der Umgebung.
Es gibt immer wieder Exilanten, so wie Stefan Zweig, die mit der psychologischen und auch der praktischen Verarbeitung der neuen Situation nicht zurecht kommen.
Das Leben im Exil verliert seine Hintergründlichkeit nicht, es bleibt die Sehnsucht nach dem anderen, früheren Leben, zurückgelassenen Verwandten, Freunden, Landschaften.
Wir hörten Heines ‚Nachtgedanken' und beendeten gegen Mitternacht unsere Zusammenkunft.

Zur vertiefenden Lektüre konnten wir Kopien mitnehmen aus: Hellmuth Stern 1938 "Überleben in der Mandschurei"
Stefan Zweig 1940 "Tagebuch"
Heinrich Heine "Nachtgedanken"
Berthold Viertel 1940 "Aufbau" (Ein Gedicht zum Emigrant sein)
Psalm 137 nach Martin Buber
Zur weiteren Information lagen aus:
Stefan Zweig: Reconsidered, New Perspectives in Literary and Biografical WritingsE dited Mark H. Gelber Niemeyer 2007.
Stefan Zweig: Tagebücher
Hellmuth Stern: Saitensprünge, Transit 1999 (H. Stern war ab 1960 erster Geiger der Berliner Philharmoniker
Stefan Zweig rororo biografie

Zusammengefasst von Christine Fürst Jüdisches Lehrhaus Göttingen

 




 

Oktober 2007

 

21. Oktober 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Pirkei Avot"
Veranstaltung mit Rabbinerin Elisa Klapheck

Oberflächlich betrachtet lesen sich die „Pirkei Avot“ (Sprüche der Väter) wie eine Ansammlung von wohlfeilen Kurzpredigten und moralischen Ermahnungen. In Wahrheit erzählen sie uns verschlüsselt von spannenden Auseinandersetzungen am Anfang des Talmud: Soll die rabbinische Gelehrtenkultur eher elitär oder eher egalitär ausgerichtet sein? Geht es um das Jenseits oder das Diesseits? Arbeiten wir auf einen weltlich-politischen Messias oder auf eine erlöste, d.h. eine bessere „kommende Welt“ hin? Und welche Rolle spielt die Tora in diesem pluralistischen Zeugnis von rabbinischen Um- und Neudeutungen des geoffenbarten Textes.
Die „Pirkei Avot“ berichten uns vom Beginn des rabbinischen Judentums – dem Fundament, auf dem das Judentum bis heute steht.

 




 

September 2007

 

16. September 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Thomas Mann und die Juden"
Veranstaltung mit Kantor Francois Lilienfeld

An einem schönen Sonntag kamen wieder viele interessierte Teilnehmer zu einem Lernnachmittag. Wie immer trafen wir uns bei Arbeit und Leben um neue Dinge zu hören und durch gezieltes Lernen besser zu verstehen. Kantor Francois Lilienfeld, der uns von vielen interessanten Vorträgen schon bekannt ist, sprach diesmal über Thomas Mann.
Eingeleitet wurde der Nachmittag durch das Abspielen einer Aufnahme der Stimme Thomas Manns. Er nahm im 2. Weltkrieg in der USA Reden auf, die er über Radio BBC sendete und vielen Deutschen, die unter Gefahr diesen Sender hörten, Mut machte.
Wir erfuhren, dass Thomas Mann ein Kind der Wilhelminischen Zeit war. Er wuchs in einer Welt auf, die von Klischees, Vorurteilen und oft von einer offenen Feindschaft gegenüber den Juden geprägt war.
Diese Einstellung ging natürlich nicht spurlos an ihm vorüber und findet im Frühwerk seinen Niederschlag.
Die Heirat mit Katia Pringsheim, der Tochter einer assimilierten jüdischen Familie, hat daran wenig geändert, zumal seine Frau kaum je über ihre jüdischen Wurzeln sprach. Konflikte mit der Schwiegerfamilie ergaben sich durch die Skandalnovelle "Wälsungenblut", in der Th. Mann Parallelen zwischen dem Wälsungenpaar Sielinde/Siegmund und einem jüdischen Zwillingspaar zog.
Die politischen Entwicklungen in der Weimarer Republik und das Aufkommen der Nazis bewirkten bei Thomas Mann ein radikales Umdenken: Er betrachtete die Juden zwar als "anders" (was er auch bei den Künstlern tat!), wurde aber zum tatkräftigen Mahner und Kämpfer gegen den Antisemitismus und die Greuel des 3. Reiches.
Nach dem einstündigen Einstimmen kam es zu netten Gesprächen bei Kaffee, verschiedenen frischen Kräutertees und Apfelkuchen. Der Apfelkuchen mit Honig war als Symbol gedacht für Rosch haSchana, das jüdische Neujahr, das in der vorangegangenen Woche gefeiert wurde. Auf vielfältigen Wunsch hier ein Link zum Rezept.
In der zweiten Hälfte wurden Texte gelesen und von den Teilnehmern zusammengefasst unter der Frage ob Thomas Mann antisemitistisch war. Es waren Teile aus: Die Lösung der Judenfrage, An Jakob Wassermann über "Mein Weg als Deutscher und Jude", aus "Doktor Faustus" und Wälsungenblut.

Kantor Francois Lilienfeld

Die Lerngruppen im Aufbruch

Apfelkuchen mit Honig
Insgesamt war es ein sehr runder und informativer Lernnachmittag.

 


Juli 2007

 

16. September 2007

Lehrhauspicknick am Wendelbachstausee

An einem viel zu heißen Sonntagnachmittag trafen wir uns zu einem etwas anderen Lehrhaus. Am alten Busbahnhof war unser Treffpunkt. Leider wartete ein Mitglied mit ganz viel Obst und guter Laune um die Ecke, sodass sie leider nicht mit uns mitfahren konnte.
Am Wendelbachstausee angekommen, erlebten wir unseren ersten Schock - es gab keine Parkplätze mehr - Hunderte von Menschen hatten bei dem schönen Wetter die gleiche Idee gehabt. Wir haben uns nicht abschrecken lassen, endlich doch ein Plätzchen für die Autos und auch für uns gefunden. Wir waren mit Strandmuschel, Grill, Decken und leckeren Lamm- und Geflügelwürstchen ausgestattet. Lebhafte Gespräche kamen schnell in Gang und es wurde ein schöner Nachmittag mit buntem Sprachgemisch. Am Abend fuhren wir sehr zufrieden und erholt nach Hause.

Der Wendelbachstausee

Kleine Gesprächsrunde

Warten auf das Essen

Erholsame Stunden
Ein etwas anderer Lehrhaustermin.

 


 

 

Juni 2007

 

17. Juni 2007

Festakt zum 5-jährigen Jubiläum des Jüdischen Lehrhaus Göttingen am Sonntag, 17. Juni 2007 im Alten Rathaus Göttingen

Gelungenes Fest Das 5- jährige Jubiläum des Lehrhauses im alten Rathaus war ein voller Erfolg, auch wenn erst Charlotte Knobloch (Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland) wegen einer wichtigen Auslandsverpflichtung eine Woche vorher und dann zwei Tage vor der Veranstaltung unser Schirmherr, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, wegen eines plötzlich anberaumten gleichzeitigen Termins in Berlin absagen mussten. Doch sowohl Sara-Ruth Schumann, die neben ihrem eigenen Grußwort als zweite Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen zuvor in ihrer Eigenschaft als Zentralratsmitglied den Beitrag von Charlotte Knobloch verlesen hatte, als auch Bürgermeister Wilhelm Gerhardy (Stadt Göttingen) würdigten eindrucksvoll die Arbeit, die das Lehrhaus seit seiner Gründung geleistet hat.
Frau Tichauer Moritz begann ihre Rede mit einer Schweigeminute zu Ehren des kürzlich verstorbenen jüdischen Oberbürgermeisters Dr. h.c. Artur Levi. Danach wurden einige der vielen Namen aufgezeigt, die die Lehrhausveranstaltungen zu dem gemacht haben was sie heute sind. Die anschließende Vorstellung "Der Fremde" von Mark Aizikovitch und seiner talentierten Gruppe waren ein voller Erfolg. Insgesamt ein schöner würdiger Jubiläumstag des Jüdischen Lehrhauses Göttingen.

Letzte Vorbereitungen für den großen Abend

Der Schlüssel für die Umkleidekabine

Frau Tichauer Moritz

Frau Sara Ruth Schumann

Bürgermeister Gerhardy

Ein -spontaner- Dank dem Vorstand

250 Gäste füllten das Alte Rathhaus

Jugentliche Gäste beim Empfang

Der jüngste Nachwuchs

Die Gruppe mit dem Stück - Der Fremde-

Mark Aizikovitch

Über 250 Gäste erlebten einen schönen Abend in angenehmer Gesellschaft.

 


 

Mai 2007

 

20. Mai 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Der Kaufmann von Venedig "
von William Shakespeare.
Eine christliche Komödie oder eine jüdische Tragödie?
Eine Veranstaltung mit Frau Ruth Hangaly


An einem sehr heißen Sonntagnachmittag trafen sich viele interessierte Lehrhausfreunde zu einem Lernnachmittag über den Kaufmann von Venedig. Die Refferentin, eine junge Jurastudentin, wurde von ihrer Mutter angekündigt unter der Bemerkung, dass Ruth am nächsten Morgen ihre mündliche Examensprüfung ablegen wird.
Der erste Teil des Nachmittags wurde von Frau Hangaly durch einen Power Point Vortrag gestaltet. Hierbei wurde das Stück von verschiedenen Aspekten beleuchtet.
Innerhalb der Einleitung regte Frau Hangaly das Problembewusstsein des Publikums einerseits durch die von Shakespeare verfasste Ankündigung des Stückes namentlich: Die unglaubliche Geschichte### die Grausamkeit des Juden beim Schneiden von einem halben Pfund Fleisch###; und andererseits die Darstellung der öffentlichen Diskussion, die sich in Zeitungsausschnitten aus dem Ausland widerspiegelten. Die Artikel befassten sich bspw.mit der Frage ob Shakespeare antisemitisch war, und ob das Stück für Jugendliche geeignet sei.
Ausführlich wurden Inhalt und Aufbau als Komposition von zwei Haupthandlungen und drei Nebenhandlungen beschrieben. Es folgte eine Beschreibung der einzelnen Szenen, die durch Verse der handelnden Personen und Bilder ausgedrückt worden. Zusätzlich wurden verschiedene Inszenierungen der einzelnen Szenen dargestellt.
Nachdem das Theaterstück der Kaufmann von Venedig ausführlich beschreiben wurde, ging es den Hintergrund und die Person von William Shakespeare zu ergründen. Wir erhielten eine Kurzbiografie und das Theaterstück wurde in die passende Schaffensperiode William Shakespeare eingeordnet. Das Leben Shakespeare und die Blüte des englischen Theaters wurde in die geschichtliche Zeit der englischen Herrscherhäuser eingebettet, die durch Elisabeth I und ihrer toleranten Weltanschauung das Theater begünstigte. Theater war zu dieser Zeit populär für alle Menschen und so erklärt dies die verschiedenen intellektuellen Ebenen in Shakespeares Bühnenstücken, die versuchen, jeder sozialen Schicht gerecht zu werden.
Ein zeitlicher Hintergrund der Juden zeigte uns, dass die Juden um 1290 aus England vertrieben worden sind und sich im 16. Jahrhundert keine Juden in England befanden.
Des Weiteren wurden die Entstehung und die Quellen des Stückes dargestellt. Der Kaufmann von Venedig ist kein von Shakespeare erfundenes Stück sondern eine Verbindung von verschiedenen Erzählungen, die nur in genialer Form zusammengefügt, durch großartige Reden aufgewertet und durch den Reim in einen Rahmen gebracht worden sind. Zum Schluss wurde die Bühnengeschichte aufgezeigt. Dabei wurde die Form der Aufführung und die Möglichkeiten der Schauspieler bei der Verwirklichung der Charaktere, und die Rolle der Regie beim Schneiden oder Hinzufügen von Sätzen noch einmal verdeutlicht. Die Frage, die uns in die Pause begleitete und den zweiten Teil des Lehrhausnachmittags gestaltete war: Der Kaufmann von Venedig - Christliche Komödie oder jüdische Tragödie?
Nach einer Pause mit Kaffee und Kuchen ging es zur Diskussion. Die meisten Teilnehmer sprachen sich dafür aus, dass das Stück kein antisemitisches Bühnenstück ist. Insbesondere wurde hervorgehoben, dass der Begriff der Antisemitismus erst vom dritten Reich geprägt wurde, sodass das Verhalten der Venzenianer im Stück nicht als antisemitisch sondern als antijudaistisch zu bezeichnen ist. Die Tiefe und Vielseitigkeit des Shylocks spricht hier insbesondere dafür, dass Shakespeare nicht antisemitisch bzw. antijudaistisch war. Kein antijudaistischer Schriftsteller kann eine so geniale Rede für den Juden Shylock schreiben. Es wurde angesprochen, dass die Christen nicht immer so gut wegkamen bei Shakespeare und dass die weise Portia, die von Gnade redete nicht sehr gnädig war. Des Weiteren wurde erwähnt, dass Shakespeare überhaupt keine Juden kannte und somit auch nicht antijudaistisch sei. Abschließend sollte man doch festhalten, dass das Bühnenstück zu Vorurteilen gegenüber Juden führen kann, wie zum Beispiel der Missbrauch wärend der Nazizeit zeigt.

Ruth und Noa Hangaly bei den technischen Vobereitungen

Der Power Point Vortrag - Das Publikum machte eifrig Notizen

Shylock im Nazideutschland

Shylock im Film: Der Kaufmann von Venedig mit Al Pacino

Diskussion

Über 30 Teilnehmer beteiligten sich trotz großer Hitze an einem interessanten Lernnachmittag.

 


 

April 2007

 

22. April 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Nathan der Weise als Modell für Toleranz "
Eine Möglichkeit der Verständigung zwischen den drei monotheistischen Religionen?
Veranstaltung mit Frau Cornelia Stocker

"Nathan der Weise" als Bühnenstück sei heute eher unbekannt. Man kenne zwar den Titel, darüber hinaus wisse man aber kaum etwas, stellte die Referentin frau Cornelia Stocker zu Beginn ihres Vortrages fest.
Sie stellte zunächst Lessing und seinen Freund Moses Mendelssohn in ihrer Zeit (z. B.als Zeitgenossen Friedrichs des Großen) vor, mit wichtigen biografischen Einzelheiten hinsichtlich der Entstehung des Stückes. Nach einer Vorstellung des Personals und einem Überblick über den Inhalt stellte sie in Kürze die Rezeptionsgeschichte dar.
Erst nach Lessings Tod (1780), im Jahre 1783 wurde der "Nathan" in Berlin das erste Mal aufgeführt. Es gab aber nur drei Aufführungen - der Widerstand der Theologen war zu stark. Von den Juden wurde er allerdings begeistert aufgenommen, da es bis dahin keine positive jüdische Bühnenfigur gab. Auf dem Höhepunkt der Zeit der "Klassik" bearbeitete Schiller den "Nathan", wobei er alles was ihm zu "vernünftig" (im Sinne der Aufklärung) erschien, eliminierte - und das Stück wurde auf diese Weise um ein Drittel gekürzt, bis es nach Schillers Auffassung "ideal" sei.
An deutschen Bühnen wurde das Stück bis weit in das 19.Jahrhundert hinein nur in der gekürzten Version Schillers aufgeführt. Der ungekürzte "Nathan" wurde im 19. Jahrhundert nie, jedoch zu Beginn des 20. Jahrhundert vereinzelt aufgeführt. Erst ab 1933 wurde in Deutschland an den "arisierten" Theatern das Stück nicht mehr aufgeführt. Es gab aber Aufführungen an deutschsprachigen Bühnen im Ausland. Nach 33 gab es sogar ein Verbot das Stück an den Schulen zu behandeln, mit dem Argument, christliche Kinder würden zu Zweifeln verführt, sagte die Referentin.
Eine wichtige Aufführung war die vom 1. 10. 1933 auf einer Bühne des "Jüdischen Kulturbundes"; gleichzeitig die letzte bis zum Ende der Nazizeit. Nach Kriegsende wurde das Stück viel gespielt, allerdings eher unkritisch als Versöhnungsstück, bis in die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Mit Inszenierungen von Peymann und Tabori veränderten sich allerdings die Sichtweisen.
In der anschließenden von reichlich Material zum Thema gestützten Diskussion spannte sich der Bogen von Lessings (vermuteten) Intentionen bis zur persönlichen Stellungnahme. So wurde z. B. gefragt, ob der Gedanke der religiösen Bindung für Lessing wichtig gewesen sei, während die Gleichwertigkeit der Religionen skeptisch beurteilt wurde. Die Beschränkung der Frage auf Religionen sei viel zu eng. Nationen, Minderheiten jeglicher Provenienz usw. müssten in Überlegungen mit einbezogen werden. Man war der Meinung, dass sich die Religionen nicht wirklich miteinander vergleichen lassen und wünschte sich statt dessen mehr gegenseitige Akzeptanz. Das heißt: Toleranz ist zu wenig - Respekt wäre nötig. Es wurde festgestellt, dass Religionen sich im Laufe der Geschichte entwickeln und verändern, dass aber die Gottesbilder sich doch recht fern geblieben seien. Die letzte Frage lautete denn auch, ob sich in den verschiedenen Religionen nicht nur verschiedene Ausprägungen ein und derselben Wahrheit (G"tt) ausdrückten. Auf Nachfragen des Publikums hin erläuterte Frau Cornelia Stocker, dass Sie das Stück deshalb nicht als "Modell" für heutiges Denken und Handeln sähe, weil im Grunde nur der "tolerant" sei, der in der Minderheit sei - es wäre aber (zumindst) Toleranz der Mehrheit gefragt. Da war aber auch leider die Zeit zur Diskussion um.

Frau Cornelia Stocker - Germanistin

Der interessierte Kreis

Kleine Arbeitsgruppe

Große Arbeitsgruppe

Auswertung und Diskussion

Fotos Petra Hangaly

34 Teilnehmer beteiligten sich trotz schönem Wetters am Lerhrhausnachmittag.

 


März 2007

 

18. März 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Das kleine Wunder einer großen Einwanderung"
Am Ende der DDR: Beginn einer jüdischen Einwanderung.
Veranstaltung mit Frau Dr. Irene Runge
Vorsitzende Jüdischer Kulturverein Berlin e.V. und Zeitzeugin


Viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion leben seit mehr als zehn Jahren nicht nur in unserer Stadt.

Dass sie zu uns kommen konnten ist auch ein Verdienst von Frau Dr. Irene Runge. Sie kehrte 1949 als Kind mit ihren Eltern aus New York nach Deutschland, Ostberlin zurück. Nach Abendabitur, Studium der Ökonomie, Soziologie und Volkskunde engagiert sie sich seit 1975 in der Ostberliner Jüdischen Gemeinde. Dort leitet sie u.a. die Gruppe "Wir für uns" (Juden für Juden). Sie ist Publizistin und Autorin mehrerer Bücher.

In ihrem Referat erzählte Frau Dr. Runge als Zeitzeugin sehr lebhaft über die historischen Anfänge einer Einwanderung, die mit recht als "kleines Wunder" zu beschreiben ist.

Als Grüngungsmitglied "Jüdischer Kulturverein Berlin" hat Frau Runge Anfang Februar 1990 am Zentralen Runden Tisch gesessen und unter anderem wurde über Briefe und Telefongespräche von Juden aus der zerfallenden Sowjetunion gesprochen. Diese Juden beklagten sich über eine Anhäufung von antisemitischen Vorfällen und über ihre Angst, dass, wie es in der Vergangenheit schon oft vorgekommen ist, aus diesen Vorfällen Progrome werden. Der am Tisch anwesende Rabbiner erklärte ruhig aber bestimmt die Bedeutung zweier wichtiger Grundsätze des Judentums: Israeliten haben eine gegenseitige Verantwortung, und wer das Leben eines Menschen rettet, rettet eine ganze Welt. Dieser Ansporn genügte der Gruppe um zu den sowjetischen Behörden zu gehen und auch bei der im Übergang befindlichen DDR Regierung vorzusprechen. So kamen die ersten sowjetischen Juden noch bevor offiziell die Gesetze geregelt waren.

Durch die Presse wurde die Welt auf diese außergewöhnliche Einwanderung aufmerksam, und die Welle war nicht mehr zu stoppen.

Das Thema jüdische Einwanderung wurde aber nicht in den Einigungsvertrag aufgenommen, da die Bundesrepublik darauf beharrte, kein Einwanderungsland zu sein und sie zudem keine israelischen Interessen verletzen wollte.

Auf Druck von vielen Seiten beschloss die "Konferenz der Innenminister" im Januar 1991 die bereits stattfindende Einwanderung in Anlehnung an die Genfer Regelung des Flüchtlingskontingents von 1951 geordnet fortzusetzen.

Frau Dr. Runge erzählte weiterhin über den oft widersprüchlichen Ablauf der seit 2005 faktisch eingefrorenen Einwanderung, die bis heute nicht als typischer Migrationsprozess erkannt und gelenkt wird.

Nach einem sehr ausführlichen einstündigen Vortrag, der mit kleinen Anekdoten und persönlichen Wahrnehmungen geschmückt war, kam es zu einer lebhaften Diskussion, zu der unsere Göttinger Kontingentsflüchtlinge ihre persönlichen Erfahrungn beisteuerten.

Kaffee und Kuchen mit intensiven kleineren Gesprächen rundeten den Nachmittag ab.


Frau Dr. Irene Runge 18.März 2007

Diskussion im Anschluss des Vortrages

Fotos Petra Hangaly

28 Teilnehmer beteiligten sich an der lebhaften Diskussion.

 


Februar 2007

 

18. Februar 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Esther: Verführerisch - königlich - g'ttlos - gewalttätig?"
Veranstaltung mit Hiltrud Hadassa Geburek

Die Ankündigungen durch Zeitungen und Plakate für unsere Veranstaltung hat an diesem Sonntagnachmittag fast 40 Menschen zum Lehrhaus geführt. Mit Schreibmaterial und Bibeln ausgerüstet harrten wir der Dinge, die auf uns warteten. Ein Bildband mit einer Darstellung der Esther stand auf dem Platz der Referentin und daneben lagen viele Prospekthüllen mit Kopien für unsere gemeinsame Arbeit.
Eingestimmt wurden wir mit einer kurzen Geschichte von Bella Chagall über ein Purimfest, das sie als kleines Mädchen in ihrer Heimat erlebt hat.
Nun wurden die Prospekthüllen verteilt. Zuoberst fanden wir die Kopien vom Buch Esther. Das Besondere daran war, dass einem hebräischen Text ein griechischer gegenübergestellt war, gekennzeichnet durch unterschiedlich gefärbtes Papier. Der Reihe nach wurden einzelne Abschnitte vorgelesen. Wir hören von der Burg von Susa mit ihren verschiedenen Gebäuden, wie Frauenhäuser, Schatzkammer und dem Garten. Der Thronrat, die unterschiedlichen Staatsämter und die berühmte schnelle persische Post werden uns erklärt.
Die Erzählung geht derart phantasievoll mit geschichtlichen Fakten um, dass wir keine "historische" Erzählung vor uns liegen haben; es sind literarische Figuren in dieser romanähnlichen Geschichte. Das hebräische Estherbuch erzählt die Geschichte des Waisenmädchens Esther, das zur persischen Königin aufsteigt und ihr Volk vor einen Pogrom retten kann.
Weil die Zeit für eine gemeinsame Lesung der ganzen Geschichte zu kurz war, bildeten wir mehrere Gruppen. Nach einer lebhaften Diskussion wurden die erarbeiteten Punkte im Plenum vorgetragen.
Nun hatten wir unsere Pause wohl verdient und bei leckeren selbstgebackenen "Haman Ohren" Kaffee und Tee konnten wir unsere Gespräche fortsetzen.
Nach der Pause wurde aufgezeigt, dass das Estherbuch ein hochtheologisches Buch ist, obwohl das Wort G`tt im Text nicht einmal geschrieben ist.
Mordechai, der Pflegevater von Esther machte 4 Vorschriften für Purim.
1. Vorlesen der Esterrolle (Megilla)
2. Essen, Trinken und Fröhlichsein (Festmahl- Seuda am Nachmittag des Purimtages)
3. Geschenke aus Esswaren an Freunde: Schlachmanot (Schicken von Portionen)
4. Almosen an mindestens zwei Arme oder Wohltätigkeitszwecke (dieses Gebot gilt auch für Arme; auch sie beschenken zwei Arme)
Nun wurden jüdische und christliche Stimmen zum Estherbuch vorgetragen. Im Anschluss konnten wir nachlesen, was jüdische Stimmen, wie im babylonischen Talmud oder Schalom Ben Chorin, Edward Greenstein, Bea Wyler, Elisa Klapheck und Emil Ludwig Fackenheim zum Estherbuch sagten, aber auch christliche Stimmen wie die von Martin Luther, G. Jahn/D.Siegfried, Klara Butting, Marie-Theres Wacker und Erich Zenger.
Frau Geburek verteilte Masken und verschiedene Gegenstände, wie Topfdeckel, Rasseln. Y. Hangaly las nun in seiner Funktion als Ba`al Kore eine Textpassage auf hebräisch und bei dem Wort "Haman" machten wir ziemlich viel Krach, d.h. gemeinsam erhoben wir unsere Stimmen gegen Amelek,, dessen Prinzip in Haman personifiziert ist.
Fast pünktlich, gegen 19 Uhr war unser Februar- Lehrhaus beendet und viele zufriedene Menschen gingen mit einem Stapel Papier und lachenden Mienen nach Hause.

Hiltrud Hadassa Geburek 2007

Esther: Verführerisch - königlich - g'ttlos - gewalttätig?

Haman-Ohren

Esther: Verführerisch - königlich - g'ttlos - gewalttätig?

Fotos Petra Hangaly

Über 40 Teilnehmer beteiligten sich an der lebhaften Diskussion.

 


Januar 2007

 

21. Januar 2007

Lehrhaus zum Thema:

"Aspekte des zweiten Gebots"
Veranstaltung mit Rabbiner Jona Sievers

Beim ersten Lehrhaus 2007/ 5767 war Rabbiner Jona Sievers aus Braunschweig unser Gast. Der Nachmittag stand unter dem Thema :
Aspekte des 2. Gebotes:
Es sollen Dir nicht fremde Götter sein vor Deinem Angesicht.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurden wir anhand des Mosaiks im Fußboden der Synagoge in Zippori/Galiläa mit dem Abschnitt zu EXODUS 20-4 vertraut gemacht und erfuhren, dass im Judentum G`tt nicht sichtbar, wohl aber seine Stimme gehört werden konnte. Älter als die Mosaiken in dieser Synagoge sind die aus Duros, mit denen wir uns an einem früheren Lehrnachmittag, 24. Oktober 2004 beschäftigt haben. Im zweiten Teil der Veranstaltung referierte Rabbiner Jona Sievers über die rabbinischen Auslegungen (Midraschim) der Erzählung von Kain und Abel (Gen.4:1-16) im 2.nachchristlichen Jahrhundert. Der Mord Kains an seinem Bruder Abel, der auch als "erster Mord der Geschichte" bezeichnet wird, bot angesichts der vielschichtigen Auslegungsmöglichkeiten reichlich Diskussionsstoff. Dies lag einerseits an der Übersetzung, die zum hebräischen Original immer Abweichungen enthält und andererseits an den unterschiedlichen Zugängen zum Text. Hierbei bekamen die TeilnehmerInnen einen seltenen Eindruck von der Auslegungspraxis der Zeit, in der die Mischna entstand, welche die Grundlage des Talmud ist. Motive wie Neid und Brudermord sind auch heute noch aktuell, ebenso wie die täglichen Verstöße gegen die 10 Gebote, weshalb die gemeinsame Erschließung des Textes ein lebhafte und bereichernde Auseinandersetzung über die Deutung der Verse begleitete.

Rabbiner Sievers 2007

Rabbiner Sievers 2007

Wiederausgegrabene Synagoge in Zippori - Israel

Rabbiner Sievers 2007

Fotos Petra Hangaly

38 Teilnehmer beteiligten sich an der lebhaften Diskussion.

 


 

 

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