Muslime in Skopje Üsküp ca 1915
Muslime in Skopje Üsküp ca 1915/16

Rosenzweig hatte sich schon während seines Studiums mit dem Islam beschäftigt, als Soldat in Üsküp/Skopje tat er es wieder, allerdings zunächst vor allem in geostrategischer Hinsicht. Er hielt Vorträge vor Offizieren und Soldaten seiner in Mazedonien stationierten Einheit, so z.B. "Die neue Levante", worin er sich über die Funktion der Balkanländer als "Brücke" zwischen Europa und der Türkei ausließ. Rosenzweigs Geschichtsbild ist zu dieser Zeit noch ganz getragen von dem Bewusstsein deutscher und europäischer Überlegenheit sowie von der Gewissheit einer Identität von historischem Fortschritt und Nationalstaatsprinzip. Einen Bruch erlebte dieser nationale Optimismus erst mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches.

Auch im "Stern der Erlösung" beschäftigte sich Rosenzweig mit dem Islam. Der Islam, dem Rosenzweig als etwas Fremdes, aus der Gemeinschaft von Juden und Christen Herausdefiniertes empfand, hat dort die Funktion den heidnischen Monotheismus zu illustrieren.

In den Notizen zu einer Vorlesungsreihe über die "Jüdische Geschichte im Rahmen der Weltgeschichte", die Franz Rosenzweig 1920 in Kassel hielt, schrieb er die von heute aus gesehen geradezu prophetischen Sätze:
"Die Gegensätze werden jetzt ausgekämpft und bleiben bestehen:
Judentum und Christentum
Judentum und Islam
Kirche und Völker.
Weltgeschichtlich äußerlich wird das kommende Jahrtausend der Kampf zwischen Abend- und Morgenland, Kirche und Islam. Germanen und Arabern. Innerlich bleibt die Welt eine."

Zitiert nach: Gesine Palmer, Einleitung zu: Franz Rosenzweig, "Innerlich bleibt die Welt eine". Ausgewählte Schriften zum Islam, Berlin Wien 2003, S. 7-34. Dort auch eine Einschätzung von Rosenzweigs Haltung zum Islam.

 
Franz Rosenzweig